DIE LEISEN UND DIE GROSSEN TÖNE
19.02.2025 20:00
Thibaut ist ein berühmter Dirigent, der die Konzertsäle der ganzen Welt bereist. In der Mitte seines Lebens erfährt er, dass er adoptiert wurde und dass er auch einen jüngeren Bruder hat, Jimmy, der in einer Schulküche arbeitet und Posaune in der Blaskapelle einer Arbeiterstadt spielt. Die beiden Brüder könnten unterschiedlicher nicht sein. Nur in einer Sache sind sie sich einig: ihrer Liebe zur Musik. Thibaut ist beeindruckt vom musikalischen Talent seines Bruders. Er will die Ungerechtigkeit ihres Schicksals begleichen, seinem Bruder die eine Chance geben, die er nie hatte: sein Talent zu entfalten, seinem Herzen zu folgen und mit dem kleinen Orchester einen nationalen Wettbewerb zu gewinnen. Jimmy beginnt, von einem ganz anderen Leben zu träumen.
Ein Kino der Superlative hat Regisseur Emmanuel Courcol mit diesem Film geschaffen: eine Geschichte, die sowohl im Kleinen als auch im Großen, im Privaten wie im Politischen überwältigt, berührt und vor allem unterhält. Benjamin Lavernhe und Pierre Lottin sind brillant in dieser großen filmischen Erzählung von zwei Männern, die Brüder werden, und erst dadurch die Welt verstehen.
„Ich greife Themen auf, die mir am Herzen liegen und die ich bereits in meinen früheren Filmen behandelt habe, wie z. B. brüderliche Bande, Zufall und sozialer Determinismus. Hier bringe ich sie in einer einzigen Geschichte zusammen. Mein Ausgangspunkt war eine Idee, die ich vor langer Zeit während einer Beratung zu einem Film hatte, der nie das Licht der Welt erblickte und in Tourcoing, Frankreich in der Welt der Majoretten spielte. Ich war dort, um eine Blaskapelle und ihre Majorettengruppe, die „Cht‘is lutins“, zu treffen. Keiner konnte Noten lesen, nicht einmal der Dirigent. Das gesamte Repertoire der Band bestand aus Stucken, die er nach Gehör adaptierte. Er teilte die Stücke nach Abschnitten auf und die anderen spielten das Gehörte nach. Nach der Probe gingen wir alle bei ihm etwas trinken und als ich diese Menschen jeden Alters so herzlich beisammen sitzen sah, wurde mir klar, wie wichtig die Musik und die Blaskapelle als soziales und emotionales Band sind: Sie sind eine Familie und es ist eine Lebensart, ein Mittel gegen die Isolation, gegen die Allgegenwärtigkeit der Bildschirme und unsere entmaterialisierte Welt. Als ich ihren Chef beobachtete, fragte ich mich, was aus ihm geworden wäre, wenn er in ein privilegierteres Umfeld hineingeboren worden wäre. Da kam mir das Bild eines großen Dirigenten in den Sinn, der entdeckt, dass er einen Bruder hat, der in einer Blaskapelle spielt: ein kultureller, emotionaler, sozialer und musikalischer Schock.“
(Emmanuel Courcol, Regisseur)
(EN FANFARE) F 2024; Regie: Emmanuel Courcol; mit Benjamin Lavernhe, Pierre Lottin, Sarah Suco, Jacques Bonnaffé, Clémence Massart u.a.; FSK: 0 (Deskriptoren: keine); CinemaScope; Länge: 103 Min.; Dolby Digital
EP: € 8.00
KEINE KARTENRESERVIERUNG MÖGLICH, NUR ABENDKASSE.
KASSENÖFFNUNG: 19.30 Uhr