DIE UNBEUGSAMEN 2

13.10.2024 11:00

Veranstalter / Text: Weitwinkel-Kommunales Kino Singen e.V.

FOKUS: 35 JAHRE MAUERFALL  # 1   |   REGIE: TORSTEN KÖRNER

● Vor 35 Jahren, im Herbst 1989, fiel mit der 'friedlichen Revolution' in der DDR am 9.11. die Mauer als deren befestigte, militärische Grenze hin zur BRD. Die (politische) 'Wiederveinigung' kein Jahr danach erscheint als offensichtlich noch andauernder gesamtgesellschaftlicher 'Prozess', der auch immer wieder den Blick zurück in ein 'Davor' lenkt. Film # 1 unseres Fokus thematisiert Frauenbiografien und Chancengleichheit in der DDR ●
“Frauen, wenn wir heute nichts tun, leben wir morgen wie vorgestern!“_(Annemirl Bauer, Malerin/Grafikerin)
Obgleich bereits in der DDR-Verfassung von 1949 ein explizite Grundsatzartikel die Grundlage für den Anspruch der Gleichstellung der Frauen in den Erwerbssektor und deren berufliche Qualifikation sein sollte, hatten Ungleichheiten in der Realität weiter Bestand und bürdeten vielen Frauen doppelte Last von Beruf und unbezahlter Familienarbeit auf. Der Film des (westdeutschen) Regisseurs und Publizisten Torsten Körner (*1965) spürt in den (ideologischen) Idealen, Realitäten und diskrepanten Konflikten zur Frage der Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern in der DDR nach, wo faktisch das Patriarchat regierte. 15 Frauen aus den verschiedensten Gesellschaftsbereichen der DDR erzählen aus ihrem Leben, von ihren Müttern und Großmüttern, von den eigenen Sorgen und Träumen, auch ihrem Eintreten für persönliche Freiheit und Frauenrechte. Ihre Berichte und Einschätzungen verbinden sich - gegliedert in 15 Kapitel und einen Epilog – mit zahlreichem Archivmaterial (neben DEFA-Dokumentarfilmen auch aus subtil (sozial-)kritischen Spielfilmen oder propagandistischen Wochenschauen) auch kontrastierend zu einem Kaleidoskop biografischer Lebenslinien und Geschlechterbeziehungen im „Arbeiter- und Bauernstaat“. Eine Zeitreise, ohne OFF-Kommentar, die einen “Gegenpol zu einer maßgeblich männerzentrierten Geschichtsschreibung“(Visionkino) entwickelt. Die Protagonistinnen des Films sind: die Schauspielerin Katrin Sass, die Zahnarzthelferin Kerstin Bienert, die Comiczeichnerin Anke Feuchtenberger, die Verhaltensbiologin Marina Grasse, die ehemalige Potsdamer Oberbürgermeisterin Brunhilde Hanke, die Landwirtin Solveig Leo, die DEFA-Regieassistentin Barbara Mädler, die Schriftstellerin Katja Lange-Müller, die Friedensaktivistin Ulrike Poppe, die Schlagzeugerin Tina Powileit, die Metallurgin Karin Seyfarth, die Punkerin Gabriele Stötzer, und Amrei Bauer, die Tochter der Malerin Annemirl Bauer. [nach: filmportal/Produktion] | Methodisch inspiriert wurde Regisseur Körner auch von dem 1977 veröffentlichten Kult-Portraitbuch“ Guten Morgen, du Schöne. Protokolle nach Tonband.“ der  Schriftstellerin Maxi Wander (1933/Wien – 1977/Kleinmachnow) Ihre literarisierte Befragung von Frauen in der DDR nach deren Alltag, Befindlichkeiten und Wünschen wurde in Ost wie West zum Kult-Bestseller.
Regisseur, Buchautor und Journalist Torsten Körner (*1965/Oldenburg) hatte sich in seinem vielbeachteten Vorgängerfilm DIE UNBEUGSAMEN (2021) mit der Geschichte von Politikerinnen der Bonner Republik seit den 50er Jahren und ihrem emazipatorischen Kampf um politische Teilhabe befaßt. Körner, der auch als Autor von Biografien (u.a. Heinz Rümann, Die Familie von Willy Brandt), Hörspielautor und Journalist für TV und Hörfunk tätig ist, realisierte für das öffentlich-rechtliche TV u.a. zwei biografische Filmessays über Angela Merkel (2016 u. 2022). Für seine TV-Reportage „Schwarze Adler“ über Rassismuserfahrungen schwarzer und afrodeutscher SpielerInnen im deutschen Profifußball wurde er 2022 mit dem Grimme-Preis, dem Deutschen Fernsehpreis und zwei Civis-Awards ausgezeichnet. Mit der DDR beschäftigte er sich zum letzten Republikjahrestg  in der Doku “Palast der Gespenster“(ARTE/MDR, 2019).
Für DIE UNBEUGSAMEN 2 – GUTEN MORGEN, IHR SCHÖNEN! wurde Körner insbesondere methodisch inspiriert von dem 1977 veröffentlichten Portraitbuch“ Guten Morgen, du Schöne. Protokolle nach Tonband“ der DDR-Schriftstellerin Maxi Wander (1933, Wien – 1977,Kleinmachnow). Ihre literarisierte Befragung von Frauen in der DDR nach deren Alltag, Befindlichkeiten und Wünschen wurde in Ost wie West zum Kult-Bestseller.
Körner zu seinem Film: „Wir hören zu, wir sammeln Material, wir verdichten und porträtieren. Wir sJfen zwischen den Frauen geteilte oder auch widerstreitende Erfahrungen.
DieProtagonisJnnen sollen ohne eine übergeordnete Erzählinstanz für sich selbst sprechen. Wir (..) stiften Beziehungsnetze, knüpfen Bildpassagen, die den O-Tönen Resonanzräume geben, in denen das mitgeteilte Leben atmen kann. Wir wollen absichtsvoll unsystematisch weder die ganze DDR noch eines ihrer Milieus, Nischen oder Teilsysteme erschöpfend erzählen. Der Film setzt voraus – wir sind auch sparsam mit erklärenden Einblendungen gewesen – dass sich bei den Zuschauerinnen eine biographische und historische Vertiefungslust jenseits des Films entwickelt.“

“Gerade in Zeiten völlig entgrenzter Ost-West-Debatten liefert ein so vielschichtiger, klug montierter Film eine profunde Grundlage für ehrliche Gespräche über die Vergangenheit und unsere Gegenwart.“_(radioeins, Berlin)
“Eine Hommage ganz ohne jede Ostalgie.“_(Lausitzer Rundschau)
“Aus all den anschaulichen Erinnerungen der Frauen entsteht ein komplexes Bild, das sich unbedingt zu sehen lohnt.“_(WDR)ohne zu Verklären kraftvoll die Lebensleistungen der Frauen in der DDR zu würdigen.“_(ZDF Mittagsmagazin)
“Der Film (spürt) dem Spagat der Protagonistinnen zwischen Beruf und Privatleben nach, (…) enthüllt (..) essayistisch die Vielfalt ostdeutscher Biografien. Durch eine Montage, die Kontraste wie Analogien herausarbeitet, und unterfüttert mit kollektiven Erinnerungen aus [Film], Schlager, Pop und Kunst am Bau wird auf unterhaltsame Weise greifbar, wie unterschiedlich sich Frauen mit dem Patriarchat arrangierten oder dagegen aufbegehrten. (…) Diese Montagen haben nichts von nostalgischen Bilderbögen. Körners forschendes Begehren gleicht eher einer für Brüche offenen Revision. Herzstück sind jedoch wieder die Porträts.“_(filmdienst.de; bewertet mit 4,5 von 5 Sternen)
“Ein wichtiges, bitter-humorvolles Stück Geschichte, das der einseitig männerzentrierten Geschichtsschreibung wuchtig etwas entgegensetzt.(Die Frauen) erzählen gewitzt, pointiert und manchmal kopfschüttelnd von den Absurditäten und Demütigungen, mit denen sie konfrontiert waren, aber auch von ihrer Gegenwehr. Entstanden ist kein bitterer Film über Unterdrückung, sondern ein Film über weibliche Kraft und Stärke“_(VisionKino)

Deutschland 2024 | dokumentarische Form | Regie / Buch / Konzept: Torsten Körner; Produzent: Leopold Hoesch; Montage: Sandra Brandl; Bildgestaltung: Anne Misselwitz;  Musik: Cassis B. Staudt; Creative Producerin: Franziska Rempe; Archiv & Recherche: Lisa Oellers/Linda Smaka; Mitwirkende: Amrei Bauer, Kerstin Bienert, Anke Feuchtenberger, Marina Gasse, Brunhilde Hanke, Katja Lange-Müller, Annette Leo, Solveig Leo, Barbara Mädler, Ulrike Poppe, Tina Powileit, Katrin Sass, Katrin Seyfahrt, Gabriele Stötzer, Doris Ziegler | dcp/1:1,85 | Farbe | DD5.1 | OV/D | FBW-Prädikat: 'besonders wertvoll' / Pädagogische Empfehlung: ab 14 Jahren (Visionkino) | 'FSK-Deskriptoren: 'belastende Szenen' | FSK: 6 J. | 104 Min.

EP: € 5.00
Mitglieder: € 3.00

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